Atmungserkrankungen
Etwa ein drittel aller Todesfälle sind auf Erkrankungen der Atmungsorgane zurückzuführen. Während die oberen Atemwege auch durch Traumen erkrankt sein können, sind die meisten Entzündungen der Atemwege erregerbedingt (Viren, Bakterien, Pilze, Parasiten). Die Erregerausbreitung wird durch den anatomischen Aufbau der Lungen in der Weise begünstigt, dass jeweils ein Bronchus sich durch die gesamte sackartige Lunge zieht. Meist wird das Immunsystem bei Erkältungen durch Zugluft, Unterkühlung, Mangel- oder Fehlernährung oder zu hoher Besatzdichte stark herabgesetzt. Bei Vitamin- A-Mangel ist zusätzlich die Epithelschutzfunktion gemindert. Ausgetrocknete Atemwegsschleimhäute sind ebenso infektionsanfällig.
Bakterieller Schnupfen
Der Schnupfen geht mit Nasenausfluss unterschiedlicher Konsistenz einher. Er kann ein oder beide Nasenlöcher betreffen. Ist der Schnupfen bereits chronisch kann sich die Umgebung in Form und Färbung verändern. Zur Erregerbestimmung können Nasenspülungen vorgenommen und das Exsudat labordiagnostisch untersucht werden.
Beheben: Allgemeinbehandlung mit Enrofloxacin über 5 Tage, sowie Nasenspülungen oder Einwirkenlassen von Kamillendämpfen, sowie Einträufeln antibiotischer Nasentropfen per stumpfer Kanüle. Zur Aktivierung des Immunsystems können 1,0 mg/kg KM s.c. Baypamun ein Paramunitätsinducer, sowie Vitamin C in Verbindung mit dem Epithelschutzvitamin-A verabreicht werden. Darüber hinaus kann eine Flüssigkeitszufuhr (Rinderlaktat) notwendig sein.
Nachsorge: Die Haltungsbedingungen sind zu überprüfen und gegebenenfalls zu verbessern. Unbehandelter Schnupfen kann Ursache für weitere schwere Erkrankungen der Lunge, Augen und des Gehirns sein oder durch Nahrungsverweigerung den Tod bedeuten.
Lungenentzündung
Bei Schildkröten lösen eine Vielzahl von Erregern Lungenentzündungen aus, vor allem Bakterien.
Erkennen: Bei Landschildkröten fällt auf, dass die Atmung erschwert ist und sich bei der Ausatmung Bläschen an Nase und leicht geöffnetem Schnabel bilden. In schwersten Fällen tritt Atemnot ein, zu erkennen am vor- und hochgestreckten Kopf mit geräuschbegleiteter, gieriger Einatmung. Erkrankte Schildkröten zeigen Schwäche bis Lethargie durch mangelnde Sauerstoffversorgung. Die Schleimhäute der Schnabelhöhle können blaurot verfärbt sein. Sie fressen nicht und nehmen auf Dauer an Gewicht ab. Um den oder die Erreger festzustellen können Luftröhrenspülungen durchgeführt werden. Mit einer sterilen Sonde werden 0,5 - 1,0 ml sterile physiologische Kochsalzlösung vorsichtig in die Luftröhre geträufelt und kurz danach wieder zurückgezogen. Das gewonnene Probenmaterial muss vom Tierarzt untersucht werden.
Beheben: Je nach Ergebnis der Laboruntersuchung mit Antibiogramm, erfolgt die Behandlung. In den meisten Fällen werden Bakterien als Erreger festgestellt, so dass rechtzeitig die Therapie mit einem Breitbandantibiotikum begonnen werden kann. Das nach Erhalt des Antiobiogramms eventuell korrigiert wird. Flankiert wird die Therapie durch Injektionen von Vitamin A und C als Mischspritze mit dem Vitamin B Komplex. Als weitere unabdingbare Maßnahmen müssen die Haltungs- (Wärme, Vermeidung von Zugluft u.a.) und Fütterungsbedingungen überprüft und verbessert werden. Eine Zwangsernährung per Sonde kann vorübergehend erforderlich sein. Durch Pilze verursachte Lungenentzündungen können mit 20-30 mg Ketokonazol per os über 14 Tage täglich bekämpft werden.